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Samstag, 19. Januar 2013

Fälle aus der Medizin



In dem Buch „Der Penisverkürzer – und andereMerkwürdigkeiten aus 500 Jahren Medizingeschichte“ von Erwin J.O. Kompanje wurde ich bezüglich interessante medizinische Fälle während der Renaissance aufmerksam.


Ein historischer Kaiserschnitt

Holzschnitt aus Venedig um 1506
Ein Schweizer Arzt, Anatom und Botaniker namens Caspar Bauhin berichtete im Jahre 1591 geschildert. Es trug sich 1500 in Siegerhausen zu, dass die Gattin des Schweinekastrators namens Jacob Nufer ihr erstes Kind erwartete. Die Wehen setzten zwar ein, aber trotz aller Mühe und der Unterstützung von 13 Hebammen sowie einen Steinschneider konnte die arme Frau nicht gebären. Jacob Nufer schritt beherzt zur Tat als er seiner Gemahlin den Bauch aufschnitt wie er es bei den Schweinen tat und konnte sein Kind lebend aus dem Unterleib seiner Frau holen. Er nähte seine Gattin wieder zu und tatsächlich überlebte auch sie den Eingriff, sodass sie ihren Gemahl noch weitere Kinder schenkte.



Betrug auf Kosten eines Kindes

Während des Juni 1593 wurde in Frankreich ein bekümmernder Betrug aufgedeckt. Vor der weltbekannten Kathedrale Notre-Dame de Paris wurden mehrere Erwachsene mit Missbildungen sowie drei missgestaltete Kinder „präsentiert“.  Damals waren derartige Zurschaustellungen von Menschen mit Missbildungen üblich.

Zwei der drei Kinder waren bereits tot, eines litt an Anencephalus (genannt „Froschkopf“), das andere war ein Kind mit zwei Köpfen und acht Gliedmaßen. Da Eltern von missgebildeten Kindern bezichtigte man eines lasterhaften Lebens und als Strafe Gottes entstanden missgebildete Kinder. Daher waren die Eltern, bis auf die des dritten Kindes, nicht anwesend.

Das dritte Kind litt an Hydrocephalus (umgangssprachlich als „Wasserkopf“ bezeichnet), was nicht als Folge teuflischer Machenschaften galt. Daher waren die Eltern des Kindes, zwischen 15-18 Monate alt, anwesend. Eifrig sorgte der Vater dafür, dass die Gaffer auch ja dafür bezahlten, dass sie das arme Kind anstarrten.

Der Arzt Ludovicus Wallier entdeckte den Knaben mit dem Wasserkopf. Er hatte zwar die anderen Anwesenden begutachtet, doch das Kind verwunderte ihn doch am meisten. Nachdem er den Vater mit ein paar Münzen abgespeist hatte, betastete unerlaubt den Kopf des Kindes. Mit den Fingern wollte er die Fontanellen ertasten, fand allerdings nicht. Der Vater verlangte sichtlich nervös mehr Geld. Während sich inzwischen einige Menschen diese Untersuchung anschauten, tastete der Arzt die Beine und den Rücken des Kindes. Wortlos verließ er dann den Vorplatz der Kathedrale.

Kurz darauf kam ein Vertreter der Stadtbehörde in Schlepptau mit bewaffneten Soldaten, die die Eltern verhafteten. Während die Eltern abgeführt wurden, wurde auch das Kind mitgenommen.

Wie sich herausstellte, litt das Kind eigentlich nicht an einen Wasserkopf. Der Vater hatte in Einverständnis mit seiner Gattin dem Sohn mit einem Messer seitlich am Kopf ein Loch in die Haut gestochen. Durch ein hohles Knöchelchen blies der Vater jeden Tag etwas Luft durch diese Öffnung und versiegelte diese mit warmem Wachs, was zur Folge hatte, dass der Kopf des armen Kindes innerhalb einiger Wochen größer wurde.  Das Motiv dafür war schlicht und abscheulich: Geld, denn die Eltern konnten durch das Zurschaustellung eines missgebildeten Kindes Geld verdienen.

Die Eltern wurden am nächsten Tag als Strafe erhängt, was mit dem Jungen geschah, ist allerdings unbekannt.
Diese schwere Misshandlung eines Kindes ist aber keineswegs üblich gewesen, selbst in der rauen Welt der Renaissance. Der Autor des Buches erläutert, dass die Eltern an einer psychischen Erkrankung namens „malingering by proxy“-Syndrom litten. Diese Krankheit ist nicht gleichzusetzen mit dem „Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom“, da bei dieser Erkrankung die Aufmerksamkeit das Ziel der Misshandlungen ist und nicht die finanzielle Bereicherung.

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